Während ich durch meine Geburtsstadt Künzelsau fahre, sehe ich auf der rechten Seite der langen Hauptstraße, kurz nach dem alten Rathaus, ein Bekleidungsgeschäft. Früher war dort „Elektro Stein“. Da gab’s neben Waschmaschinen und Co. auch eine kleine CD-Abteilung. Erinnerst du dich an die Zeit, als wir in solchen Läden nach CDs gefragt haben, die es nicht vorrätig gab – und dann: „Komm in zwei Wochen nochmal vorbei“? Großartig. Das war Alltag.

Heute? Auf Knopfdruck ist alles verfügbar (außer dein WLAN wackelt). Ich bin sogar mal mit einem tragbaren Kassettenrekorder zu Stein und hab den Mitarbeitern ein Lied vorgespielt, das ich aus dem Radio aufgenommen hatte. Ich wusste nicht, wie es heißt – wollte aber unbedingt die Single. Es war dann „More than a feeling“ von Boston.

Wenn ich uns als Menschheit anschaue, hat kaum jemand noch Lust, zwei Wochen auf eine CD zu warten. Das haben wir verstanden. Was viele noch nicht verstanden haben: Die Chancen und Möglichkeiten haben sich genauso verändert.

Früher war Reichtum und Einfluss nur wenigen vorbehalten – denen, die große Maschinen besaßen. Alle anderen arbeiteten für sie. Dieses Prinzip hat sich lange gehalten. Wenn du eine Band warst, brauchtest du den Plattenvertrag. Als Autor den Verlag. In Castingshows entschied eine Jury, ob du was kannst oder nicht. Wir waren abhängig von Technik, Kohle und Zustimmung. Die Zeit der Erlaubnis ist vorbei.

Und heute? Heute brauchst du niemanden mehr, der dir etwas erlaubt. Plattformen wie Amazon freuen sich über deine Kooperation. Du bringst dein Wissen, sie bringen das Netzwerk. Du wirst bezahlt. Du bist nicht mehr Bittsteller, sondern Partner.

Wenn dir deine Kinder, Enkel oder Mitarbeiter von einem Traum erzählen, dann lass die alten Schubladen mit „Das geht nicht“, „Das ist zu schwer“, „Das klappt eh nicht“ zu. Das war früher so. Heute kannst du mit einem Klick sichtbar sein, verkaufen und dich zeigen. Alles Wissen dieser Welt liegt in deiner Hand. Jeder kann heute alles sein. Nicht mehr Maschinen und mächte Inhaber sind der Schlüssel, sondern dein Mut, einfach mal loszulegen.

Geh mit der Zeit. Nutze das Neue für dich. Denn laut meinem Freund und Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky ist Gen-Analyse in 2–3 Jahren im Massenmarkt. Gen-Verjüngung in 10. Ersatzeil-Organe in 15. Medical Food – also dein Klo analysiert dich, der 3D-Drucker druckt dir dein ideales Essen – in 5 Jahren. Gen-Reparatur? In 30 Jahren. Dinge, von denen wir vor Kurzem noch sagten: „Unmöglich“.

Denk neu. Denk größer. Denk weiter. Und bei all dem: Bleib Mensch. Hör auf dein Bauchgefühl. Fühle deine Emotionen. Pflege deine (menschlichen) Verbindungen. Und folge deinem Herzen – und mach dein Ding. Jetzt.