Nachdem wir nun nach 28 Tagen zurück in Bremerhaven von unserer letzten Kreuzfahrt angekommen sind, ziehe ich ein Fazit. Es gibt Menschen auf dieser Welt (und auf unserem Schiff), denen kann wohl niemand etwas recht machen. Die haben ein Gesicht gezogen, als wären sie gerade aus dem Steinbruch vom Steineklopfen gekommen. Warum (d)ein Ziel den Unterschied macht. 

Falls du kein Kreuzfahrer bist, lass mich dir kurz eine Idee geben, wie steinbruchmäßig das hier ist: Zweimal am Tag wird dein Zimmer gereinigt. Morgens wartet gerne ein wildes Tier aus Decken, Kissen und Handtüchern auf deinem Bett. Abends liegt dort liebevoll ein Stück Schokolade auf dem aufgedeckten Bett. Zudem gibt es mindestens sieben Möglichkeiten, an denen du tagsüber – und teilweise auch nachts – essen kannst. Die Bars kann ich gar nicht zählen, an denen du alles nur Erdenkliche an Getränken mit und ohne Alkohol bekommst.

Das Schiff fuhr traumhafte Orte wie Funchal, Lissabon oder die Azoren an. Das Wetter war in jedem Hafen top. Es gibt zwei Eisstationen, ein Theater, Shops, ein Kasino, eine Disco und so viel mehr. Und über 900 wundervolle Crewmitglieder tun ihr Bestes, um jedem Gast die Reise zu einem Wohlfühlerlebnis zu machen.

Und für all dieses Schlaraffenland haben die Gäste tausende und abertausende von Euros bezahlt. Nur mit welchem Ziel kamen sie an Bord? „Lisbeth, lass uns richtig viel Geld ausgeben, um 28 Tage um die Atlantikinseln zu fahren – und dabei jeden Tag schlecht drauf zu sein.“ Häh?

Du lachst. Aber mal im Ernst: Hätten die Gäste ein besseres Ziel gehabt, wäre ihr Weg nicht so traumatisch gewesen. Gut, vielleicht hatten manche die Idee, das Leiden Christi nachzustellen – war ja auch Ostern. Nur dann hätte doch irgendwann die Auferstehung kommen müssen. Naja, beim nächsten Mal vielleicht.

Zurück zu meiner Frage: Was war deren Ziel zu Beginn der Reise?

Ich nehme an, sie hatten keines. Zumindest keines, das sie zu glücklicheren oder entspannteren Menschen gemacht hätte. Ich habe das auch die Gäste in meinem ersten Vortrag gefragt: „Was ist dein Ziel für das Ende der Reise? Was möchtest du mehr haben, wenn du das Schiff nach 28 Tagen wieder verlässt?“ Und die Antworten, die dann kamen, waren nach kurzer Überlegung vielfältig. Von „erholt sein“ über „neue Kulturen kennengelernt haben“ bis hin zu „eine tolle Zeit mit dem Partner haben“ war alles dabei.

Nun meine Frage an dich: Wenn dir dieses Ziel klar ist – wie darf dann dein Weg dorthin aussehen, damit du es auch erreichst?

Angenommen, du möchtest dich am Ende der Reise richtig toll erholt haben. Schönes Ziel.

Nun stell dir vor, du stehst im Restaurant, und vor dir nimmt jemand das letzte Schnitzel. Blöd. Und du wartest. Und wartest. Währenddessen werden deine Pommes kalt.

Variante 1: „Ich rege mich auf.“ Bringt dich das deinem Ziel näher, dich richtig toll erholt zu haben? Nein?

Was wäre eine Möglichkeit, anders mit der Situation umzugehen?

  1. A) Du isst erstmal die Pommes und kommst später für das neue, heiße Schnitzel zurück.
  2. B) Du wählst eines der anderen zwanzig Hauptgerichte.
  3. C) Du lernst die Menschen in der Schnitzel-Schlange kennen.

Für was auch immer du dich entscheidest, frage dich: Bringt mich das meinem Ziel näher?

Denn nur mit einem klaren Ziel wirst du unterwegs die für dich sinnvollsten Entscheidungen treffen können. Ohne Ziel bist du das Fähnchen im Wind – mal nach links, mal nach rechts.

Daher: Nimm diese Idee gerne mit in deine Woche. Wenn du deine letzte Lebenswoche betrachtest – wer oder was möchtest du dann gewesen sein? Ein liebevollerer Mensch? Ein dankbarerer Mensch? Ein freudigerer Mensch? Je nachdem, was dein Ziel ist, kannst du ab sofort ganz leicht und bewusst Entscheidungen im Alltag treffen.

Ich wünsche dir viel Spaß dabei.