Vor einigen Tagen durfte ich bei einem wundervollen Kunden zu Gast sein. Wie mir der Chef schon andeutete, gab es einen Mitarbeiter, der eventuell Herausforderungen mit unserem geplanten Themenblock haben könnte. Und wie bestellt, so geliefert: Der Mitarbeiter explodierte kurz vor der Mittagspause und verließ mit lauter Ansage den Raum. „Du kannst mich ja jetzt deswegen rauswerfen.“ Was würdest du als Chef jetzt tun?
Flashback zum Jahresende 2023. Wir sind auf einer unserer wundervollen Mein Schiff-Reisen, und in den Workshops fällt mir ein Gast auf, der sich immer wieder Zeit nimmt und die Workshops besucht, jedoch von seinem Gesichtsausdruck her mindestens 90 % von dem, was ich sage, für Hokuspokus hält. Er ist überaus erfolgreich und klassisch konditioniert – sehr viel im Kopf unterwegs. Die Auswirkungen davon spürt er seit Jahren gesundheitlich, es knallt im Privaten hier und da, und so wirklich glücklich ist er aufgrund der ganzen Sache nicht.
Und trotzdem gibt es eine kleine, leise Stimme in ihm, die sagt: „Was wäre, wenn an dem Hokuspokus doch etwas dran wäre?“ Denn mal ehrlich: Die anderen Methoden – noch mehr arbeiten und sich noch mehr emotional abschotten – haben die gewünschte Lösung nicht gebracht. Also entscheidet er sich für den neuen und „komischen“ Weg. Nach Ende der Reise sehen wir ihn jeden Montag bei unseren Karibik Rebellen. Ebenso bei unserem ersten Lifechanger Rügen-Retreat. Sein Zustand verbessert sich von Woche zu Woche. Das Herz schlägt wieder im Takt und gibt Ruhe, der Stress zu Hause weicht der Freude, und sein lang erwünschtes Ziel rückt er nun bewusst in greifbare Nähe. Der Schwabe würde jetzt sagen: Läuft bei ihm.
Zurück in unseren Konferenzraum. Nachdem nun die Mittagspause ansteht, sitzen wir uns beim Essen gegenüber. „Was machst du jetzt?“, frage ich ihn.
„Ich werde ihm gleich eine WhatsApp schreiben und ihn loben. Denn sein innerer Dämon möchte, dass ich ihn rauswerfe und er wieder das Opfer ist. Nur den Gefallen tue ich ihm nicht, denn er ist heute genau da, wo ich vor 15 Jahren war. Ich werde ihm ein Sicherheitsnetz spannen. Nur wenn er sich dann bewusst entscheidet, neben das Netz zu springen, ist das seine Entscheidung.“
Wir löffeln unsere Suppe fertig, und er entschuldigt sich kurz. Nachdem er kurz darauf vom Schreiben der WhatsApp aus dem Nebenraum zurückkommt, stellt er sich vor die versammelte Mannschaft im Restaurant.
„Ich habe ihm gerade geschrieben. Ich habe ihm gesagt, dass ich stolz auf ihn bin, dass er endlich eine mutige Entscheidung für sich getroffen hat, und dass ich mich freue, wenn wir uns morgen im Büro wiedersehen. Ihr habt seine Nummer. Wenn ihm jemand etwas Nettes schreiben möchte, steht es euch frei, das zu tun. Ich hätte mich damals in solch einer Situation über ein paar liebe Worte von Kollegen gefreut.“
Am gleichen Abend ruft der Chef ihn an und beide treffen sich auf einen Kaffee. Den Mitarbeiter, der nachmittags schon seine Frau angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass er Mist gebaut habe und heute seinen letzten Tag in der Firma hat, hält er dabei fest im Arm. Nach einem sehr emotionalen Gespräch, drückt er mit aufbauenden Worten dem Mitarbeiter einen Strauß Blumen in die Hand.
„Bring die deiner Frau mit und macht euch einen schönen Abend. Ich freue mich, dich morgen im Büro zu sehen.“
Das ist die Führungskraft der neuen Generation.
Während er mir auf meiner Heimfahrt den Abend am Telefon schildert, denke ich in den nächsten 5,5 Stunden Fahrtzeit noch viel über ihn nach. Ich bin so mega stolz auf ihn. Wie er sich entwickelt hat. Was für Ängste und innere Kämpfe er ausgestanden haben muss, als ich ihn mit unseren Ideen zum Thema glückliches Leben konfrontiert habe. Denn auch er hat beim Retreat irgendwann den Konferenzraum verlassen. Er weiss, wie es sich anfühlt, wenn in dir alles rebelliert.
Auch wenn er jede Woche nach dem Rebellen-Call den Kopf geschüttelt und gedacht hat: „Die haben echt einen an der Waffel. Das klappt doch nie“, ist er heute einer der größten Befürworter und Verfechter der etwas anderen Art, zu denken und zu handeln.
Wann veränderst du deine Perspektive auf deine Arbeit als Führungskraft und transformierst zur Führungskraft der neuen Generation? Was du anderen beibringen willst, geht am besten durch Vorleben. Und dazu braucht es von dir den Mut, auch deinen Weg in den Keller und zurück zu gehen und offen mit diesen Themen gegenüber deinem Team umzugehen.
Interessiert dich der Mensch hinter dem Mitarbeiter, oder ist er nur – wie es früher oft der Fall war – eine billige und willige Arbeitskraft? Und wenn diese Arbeitskraft nicht mehr kann oder will, wird sie durch den nächsten „Dummen“ ersetzt?
Der Mitarbeiter ist das höchste Gut in einer Firma. Ein Gut, dass immer rarer wird. Nur wenn du anfängst, dich etwas mehr um den wirklichen Menschen, seine Sorgen und Nöte zu kümmern, wird dieser Mensch auch durch jedes Feuer für dich gehen.
Du hast die Wahl. Weitermachen wie bisher – oder etwas verändern? Wähle weise. Denn dein (Unternehmens-)Leben könnte davon abhängen.