Fußball ist nicht mein bevorzugter Sport – und trotzdem lausche ich meinem Redner-Kollegen und Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin mit großen Ohren.

Er erzählt, wie man unter Druck Entscheidungen trifft – selbst dann, wenn es an klaren Fakten mangelt. Und dann fällt ein Satz, der bei mir hängen bleibt:

„Du brauchst Interesse an einem Menschen, um gute Entscheidungen treffen zu können.“

Da ist er wieder – der Mensch im Mittelpunkt. Und genau das scheint vielen Unternehmen im Weg zu stehen. Wie schön wäre das Leben für sie, wenn der Mensch nur einfacher wäre? Wie entspannt wäre eine Partnerschaft, wenn der andere nur eine coole Socke wäre?

Lass uns kurz schauen: Was ist ein Unternehmen eigentlich?

Ein Gebäude? Der Handelsregisterauszug? Das Schild über der Tür?

Nein – all das ist nur äußere Hülle. Das einzig wirklich Spannende in einem Unternehmen sind die Menschen darin. Deshalb verlassen Menschen auch nicht Unternehmen, sondern andere Menschen.

Zurück zu Deniz Aytekin. Auf seinem spannenden Weg stellt er sich irgendwann die Frage:

„Warum wurde ich eigentlich zum schlechtesten Schiedsrichter gewählt?“ Zuerst war er sauer – auf die Fans, auf die Zeitung, auf die Welt. Aber dann sagte er sich:

„Such den Fehler in dir – nicht im Außen.“ Und dieser Fehler, so Aytekin, liegt oft in der eigenen Kindheit. „Ich wollte schon als Kind immer perfekt sein. Und für einen Schiedsrichter bedeutet ‚perfekt‘: niemand widerspricht dir.“ Nur so läuft das Leben nicht.

„Ich hatte ein viel zu großes Ego. Jede Rückfrage habe ich als Angriff gesehen – und entsprechend schroff reagiert.“ Heißt also: Der alte Deniz hätte sich gewünscht, dass sich die Welt verändert, damit er so bleiben kann, wie er ist. Und ja – das kenne ich von mir auch. Wie einfach wäre das Leben, wenn sich alles verändert – nur ich darf so bleiben, wie (perfekt) ich bin?

In dem Buch Success Through a Positive Mental Attitude von Napoleon Hill und W. Clement Stone gibt es eine Geschichte, die wunderbar passt:

Ein Vater gibt seinem Sohn eine zerrissene Weltkarte mit der Aufgabe, sie wieder zusammenzusetzen. Kurze Zeit später bringt der Junge die Karte – vollständig – zurück.

„Wie hast du das so schnell geschafft?“ fragt der Vater. Der Sohn antwortet:

„Auf der Rückseite war das Bild eines Mannes. Ich habe den Mann zusammengesetzt – und so wurde auch die Welt wieder ganz.“

Was für ein schönes Bild. Wenn du den Menschen wieder zusammensetzt – also dich selbst, dann wird auch die Welt wieder ganz.

Deniz Aytekin hat sich wieder zusammengesetzt. Er hat an sich gearbeitet. War es einfach? Nein. War es lustig? Nein. War es hilfreich? Ja. „Heute sehe ich die Spieler nicht mehr als Gegner – sondern als Ratsuchende. Und einem Ratsuchenden willst du doch helfen, oder?“

Also bevor du damit beginnst, die Welt zu verändern oder zu retten – fang bei dir selbst an.

Werde innerlich stabil. Oder, in den Worten von Aytekin: „Erkläre deine Entscheidungen auf Augenhöhe. Nimm dein Gegenüber ernst. Dann akzeptiert er deine Entscheidung auch.

Sei transparent, kommuniziere proaktiv – in der Sache klar, im Ton herzlich.“

Und dafür darfst du erst einmal lernen, mit dir selbst herzlich zu sein.

Also:

  • Was wirst du diese Woche tun, um dich selbst besser kennenzulernen?
  • Was brauchst du, um dir diese Herzlichkeit zu schenken – bevor du dich wieder vom Ego durch die Stadt jagen lässt und die Welt beschuldigst, dass nichts klappt?

Hier ist meine Idee dazu: 

Ich wünsche dir von Herzen eine schöne, klare und ehrliche Woche.