Anke und ich saßen letzten Freitag in der ersten Reihe der Verti Music Hall in Berlin. Die schönen und sehr bequemen schwarzen Stühle ließen mich schnell in einer absoluten Wohlfühlatmosphäre ankommen. Selbst den Glühwein aus dem Foyer konnte ich bis hierher riechen.
Lindsey Stirling Superstar
Vor mir auf der Bühne saß die Geigerin Lindsey Stirling in einer stylischen schwarz-weißen Jacke während ihres Meet and Greets mit einigen wunderbaren Menschen. Die 37-jährige schlanke Amerikanerin mit ihren blonden Haaren ist für ihre einzigartige Fusion von klassischer Musik, elektronischer Tanzmusik und Popmusik bekannt und hat in den letzten Jahren der Musikindustrie gezeigt, wie wirklicher Erfolg aussieht. Damals hatte ihr jede Plattenfirma die gleiche Antwort zu ihrer Musik gegeben: „Wen interessiert denn eine Geigenspielerin? Da können die Leute ja gar nicht mitsingen. Das wird nicht funktionieren.“ Ihre Autobiographie „Ich war der einzige Pirat auf der Party“ trifft dabei den Nagel auf den Kopf. Anders zu sein ist der Schlüssel. Daher nahm sie damals das Heft selbst in die Hand und stellte ihre Songs auf YouTube ein. Dort hat sie mittlerweile 13,8 Millionen Follower, und ihre Videos wurden auf Social Media mehr als 3,8 Milliarden Mal angeklickt. Lindsey Stirling glaubt, dein Glaube versetzt Berge.
Lindsey Stirling Meet and Greet
Ein junger Fan auf meiner rechten Seite hebt die Hand und fragt: „Lindsey, wie gehst du mit Zweifeln und den negativen Stimmen in deinem Kopf um?“ Währenddessen schaut sie aufmerksam zu ihm und nickt zustimmend. „Weißt du, wir alle haben diese zweifelnden Stimmen. Nur weil du zweifelst, kannst du dich trotzdem wohlfühlen. Ich zweifle auch die ganze Zeit an mir. Und ich glaube, ich wurde besser darin, auf welche Stimmen ich in meinem Kopf hören möchte. Das Schöne daran ist, dass ich diesen negativen Stimmen nicht mehr glaube, denn sie wollen mir die ganze Zeit einreden, dass ich nicht gut genug bin und keiner an mich glaubt oder ich nicht erfolgreich bin. Diese Stimmen sind in all unseren Köpfen. Ich wurde mit der Zeit besser darin zu sagen, „ich glaube dir nicht“ und mache dann einfach mein Ding weiter. Wir haben immer die Wahl, auf wen wir in unserem Kopf hören. Allem, was wir Aufmerksamkeit schenken, wird lauter und lauter, und du gibst diesen negativen Gedanken dadurch mehr und mehr Energie. Wenn du dir jedoch sagst, „ich bin gut genug“, „ich bin klug genug“, „ich bin stark genug“, dann werden diese positiven Stimmen lauter. Es ist somit eine Frage der Wahl. Diese Wahl hin zum Positiven treffe ich jeden Tag und sie bedarf großer Pflege.“ Lindsey lächelt und legt das Mikrofon zurück in ihren Schoß.
I AM GRÄTER
Die nun kommenden 150 Minuten vergehen wie im Flug. Ich spreche am Glühweinstand mit Neta Rivkin, der möglicherweise bekanntesten israelischen Rhythmischen Sportgymnastik-Tänzerin, die dreimal bei den Olympischen Spielen dabei war. Sie und ihr Freund fragen mich, was ich Lindsey vorhin noch an der Bühne in die Hand gedrückt habe. „Mein Buch „I AM GRÄTER“, da sie sich ja sehr für Persönlichkeitsentwicklung interessiert“, antworte ich grinsend. Nach einer Brezel, Nachos mit Salsa-Dipp und dem Beginn der Show sind wir bereits bei dem neunten Lied des wundervollen Konzertes angekommen, welches wie im Fluge vorüberzieht.
Linsey Stirlings bewegende Geschichte
Lindsey läuft zum Mikrophon. „Vor einiger Zeit habe ich im Internet etwas gesucht, und in den Suchergebnissen stand aus dem Nichts kommend bei den Suchergebnissen folgende Überschrift: „Warum Lindsey Stirling eine schreckliche Violinistin ist.“ Natürlich, wie jeder erwachsene Mensch das wohl tun würde, habe ich auf den Artikel geklickt und alles gelesen. Und danach las ich hunderte von Kommentaren unter dem Geschriebenen. Es schien die Menschen wirklich interessiert zu haben, denn sie haben absolut jede Kleinigkeit von mir zerrissen. Meine Art, wie ich spiele, meine Intonation bis hin zu wie schlecht ich die Geige halte. Es tat mir wirklich weh, das zu lesen.“
Lindseys Augen füllen sich mit Tränen, und sie schaut nach oben. „Ich habe meinen Laptop zugeklappt und bin mit meinem Hund raus, um meinen Kopf frei zu kriegen. Als ich ein paar Meter die Straße nach unten ging, lief ich an meinem Nachbarn vorbei. Wir hatten früher nur ein paar Mal kurz gesprochen, und er sagt in diesem Moment zu mir: „Hey, ich finde wirklich gut, was du machst.“ Ich lächle und antworte ihm „Vielen Dank. Das bedeutet mir sehr viel. Besonders heute.“
Während ich weiterlaufe, ruft er mir nach einigen Metern nochmals nach. „Und weißt du was, ich meine nicht das mit der Geige. Was du machst, ist magisch.“ Ich drehe mich zu ihm um, und in diesem Moment steht die Zeit für mich gefühlt absolut still. Denn alles an diesem Moment, sein Tonfall, die Worte, die er benutzte, sogar sein schiefes Lächeln, alles erinnert mich an jemanden. Mein Vater hatte genau dieses Lächeln, wenn er von irgendetwas absolut begeistert war.“ Lindseys Stimme beginnt leicht zu brechen.
„Wisst ihr, da ich keine Möglichkeit mehr habe, physisch mit meinem verstorbenen Vater zu sprechen, bin ich mir ganz sicher, dass es Engel gibt, die immer wieder gewisse Nachrichten für uns haben. Ob durch die Worte eines Menschen oder sonstige andere Zeichen. Wir sind niemals allein, egal, wie alleine wir uns manchmal fühlen. Sie sind überall um uns herum und helfen uns in allen möglichen Lebenslagen.“
Während der Applaus nachlässt und sie beginnt „Angels We Have Heard On High“ zu spielen, läuft mir die ein und andere Träne über die Wange, die ich geschickt unter meiner blauen Brille abwische. Du weißt schon, ich mache das auf einer Höhe, von der keiner annimmt, dass es sich dabei um eine Träne handelt. Alte Männer Taktik. Warte, bis die Träne auf der Mitte der Wange ist, und greife ich hin.
Dankbarkeit als Schlüssel
Ich bin in diesem Moment einfach nur dankbar für die schönen Momente, die ich auf dieser tollen Welt täglich erleben darf. Und viele davon waren einmalige Begegnungen mit Engeln, wie mit dir. Denn die Engel arbeiten nicht nur durch Lichtwesen, sondern auch durch Menschen wie dich und mich.
Bin ich ein Engel?
Sei dir deiner Strahlkraft und Wichtigkeit für dieses Universum jeden Tag bewusst. Du bist ein Geschenk für diese Welt, egal, was die Stimmen in deinem Kopf dir hier und da bis gestern einreden wollten. Du bist großartig. Du bist unbezahlbar. Du bist absolut wertvoll und ein wichtiger Bestandteil, das Gute weiter in dein Umfeld zu tragen. Und ich bin stolz darauf, dass wir über diesen Inspirationsletter miteinander verbunden sind.
Frohe Weihnachten, du Superheld. Oder soll ich besser sagen, du Engel.