Mein Blick schweift aus dem 14. Stock der Mein Schiff 6 auf einen etwa 300 Meter langen Steg, der die Kreuzfahrtschiffe mit dem Festland verbindet. Genauer gesagt, betrachte ich den Hafen von Costa Maya in Mexiko. Hunderte Menschen bahnen sich ihren Weg über die lange Gerade in Richtung Land. Aktuell liegen drei Schiffe im Hafen. Die darauf laufenden Kreuzfahrer wirken wie Ameisen. Links und rechts des Stegs glänzt kristallklares blaues Wasser. Während ich dies beobachte und meinen Blick zwischen dem Wasser und den scheinbar kleinen Menschen hin und her wandern lasse, wird mir etwas bewusst. Selbst in einer Masse von etwa 10.000 Individuen, die gerade von den Schiffen strömen, sind wir Menschen im Vergleich zur Natur so klein, nichtig und unbedeutend. Wenn sich ein paar Wellen vereinen und sich über diesen Steg ergießen würden, wären die Menschen darauf weg, und nach ein paar Sekunden würde nichts mehr daran erinnern, dass hier einmal die angebliche Krone der Schöpfung mit Badelatschen und Strandtasche des Weges gelaufen ist.

Versteh mich richtig. Dort unten laufen großartige Menschen. Jeder Einzelne hat eine einzigartige Geschichte, hat wundervolle Dinge erreicht und freut sich des Lebens. Was mir nur in diesem Moment bewusst wird, ist, wie klein und unbedeutend wir aus Gottes Sicht im Vergleich zur Weite der Natur sind. Von hier oben aus betrachtet, wirkt alles klein und unbedeutend, so wie es Reinhard Mey in „Über den Wolken“ besingt.

Nimmst du dich manchmal zu wichtig? Glaubst du, dass deine Sorgen, Themen und Dramen des Lebens der Nabel der Welt sind? Natürlich scheinen sie für dich in diesem Moment wichtig und manchmal auch schwer zu sein. Doch aus einer höheren Perspektive betrachtet, sind „der heiße Sommertag“, „der lange Weg“ oder „die teuren Preise“ absolut unbedeutend. Die Welt ist ein Meisterwerk, und nur weil wir unseren Fokus oft auf zu kleine und unwichtige Dinge legen, entgeht uns die gesamte Schönheit. Wir sind so im Jammertal gefangen, dass wir übersehen, was um uns herum an grandiosen Dingen existiert. 

Wenn dir das Leben also mal wieder in die Suppe spuckt, geh gerne raus in die Natur und lass dich von den Details, der Größe und der absoluten Schönheit der Bäume, des Wassers oder der Berge faszinieren. „Aber Norman, bei mir ist es wirklich schlimm…“. Ok, nehmen wir an, dein Jammern hat die Aufmerksamkeit des großen Chefs erregt, und er kommt nun zu dir von der Wolke herunter. „Ich bin Gott, der Erschaffer aller Welten und Universen. Ich habe dich gehört, mein Kind. Wie kann ich dir helfen?“ Was würdest du ihm nun sagen? Vielleicht so etwas wie: „Ich reg mich sowas von auf, weil ich seit drei Minuten kein gutes Handynetz habe.“ Wie würde der Erschaffer aller Welten, der sich Zeit aus seinem vollen Terminplan genommen hat, um dir bei deinem „Problem“ zuzuhören, wohl reagieren? Genau. Die Augenbrauen würden sicher nach oben gehen, ein gequältes Lächeln wäre zu erkennen, und wahrscheinlich würde er kopfschüttelnd und wortlos einfach wieder in sein Heaven Mobil zurücksteigen und im Gehen sagen: „Also, wenn du mal richtige Sorgen hast, melde dich gerne wieder. Ich baue dann mal an der nächsten Milchstraße und dem tausendsten Universum weiter.“ Und schwups, wäre er weg.

Denke gerne mal darüber nach, wie groß denn deine Sorgen wirklich aus einer höheren Sicht sind. Solltest du erkennen, dass du gerade einfach einen „mimimimi“-Moment hast, setz ein Lächeln auf und höre den alten Monty Python Song „Always look at the bright side of life.“