Fortsetzung von letzter Woche und meiner Erzählung darüber, was wir gemeinsam mit Gene Simmons von KISS im normalerweise geheimen und verschlossenen Electric Lady Studio erlebt haben. Es wird immer besser, als du denkst. Teil 2.

Weißt du, was in diesem Moment meine größte Angst ist? Dass er mich bittet, mich wieder zu setzen (was an dem Tag bei vier anderen bereits passiert ist). Die Angst, dass ich nicht gut (genug) bin, dass ich dann einen KISS-Song habe, auf dem ich nicht einmal zu hören bin. Glaubst du, dass diese Angst meiner Situation hilft, mich zu entspannen? Nein. „Reiß dich zusammen, Norman. Komm schon.“ Ich beginne den Takt laut auf meinem linken Schenkel mitzuschlagen. Es wird besser. Ich bekomme den Einsatz und die Strophe hin. Gene hört es sich an. „Gut, wir doppeln das.“ Das Playback startet und wer hört zu, statt zu singen? Ich. „Mist, doppeln bedeutet, dass ich das Gleiche noch einmal singe“, denke ich mir. Dann vergesse ich den Takt mitzuschlagen und komme aus demselben, worauf Gene mit seiner Hand auf seinem linken Schenkel den Takt laut vorschlägt, bis ich wieder einsteige.

Auf dem Teppich von Taylor Swift

Nach ganzen 13 Minuten haben wir es dann im Kasten, und ich möchte Gene einfach nur umarmen. Und weißt du warum? Weil er an mich geglaubt hat, wo ich aufgehört hatte, an mich zu glauben. Dort zu stehen, wo vor einigen Monaten Taylor Swift stand. In dasselbe Mikro zu singen, die gleiche Luft zu atmen – da war schon ein leichter Druck. Hatten wir im Studio ein Zeitlimit? Natürlich. Waren wir mit dem Song fertig, und nur mein Teil hat gefehlt? Nein. Gab es Menschen, die früher wegen ihres Fluges gehen mussten? Ja. Gab es im Studio viel bessere und erfahrenere Sänger als mich? Ja. Und genau dieser ganze Scheiß lag mir auf der Seele und somit zwischen meiner Leichtigkeit und der gequälten Realität. Gene hat an mich geglaubt und mich so lange begleitet und unterstützt, bis die Zeile im Kasten war. Das ist ein wahrer Mentor.

Gene Simmons liebt Persönlichkeitsentwicklung

Nachdem dann alles aufgenommen ist und sich der Tag dem Ende neigt, gehen Anke und ich zu Gene. „Ich möchte mich bei dir bedanken“, sage ich auf Deutsch und wechsle dann ins Englische, während Gene mir weiter auf Deutsch antwortet. Da ich aus seinen Büchern weiß, wie wichtig ihm Weiterentwicklung ist, habe ich natürlich als Geschenk mein Buch „I AM GRÄTER“ (die engl. Version von Zielerreichung für High Potentials) dabei. Interessiert blättert er an drei, vier Stellen und liest ein paar Zeilen. „Ah, Albert Einstein. Ein sehr kluger deutsch-jüdischer Mann… und das hier gefällt mir auch… (ein weiteres Zitat). Ich werde es auf jeden Fall lesen.“

Gene Simmons Erfolgsgeheimnis

Ich fühle mich sehr geehrt, denn Gene zeigt wirkliches Interesse an meinen Inhalten. „Darf ich dir noch drei kurze Fragen stellen?“ Gene nickt. „Was ist das Wichtigste, um erfolgreich im Leben zu sein?“ möchte ich natürlich auch von ihm wissen. „Das ist eine sehr gute Frage…“, sagt er, während er überlegt. „Sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort und triff die richtigen Menschen. Für KISS war es die richtige Zeit, und wir waren am richtigen Ort und haben die richtigen Menschen getroffen. Denn wenn nur ein Punkt nicht passt, ist es blöd. Stell dir vor, du willst deiner Frau einen Heiratsantrag machen. Der Zeitpunkt ist perfekt. Die Frau ist perfekt. Nur es stinkt nach Mist an dem Ort, an dem du bist. Blöd, nicht wahr?“ Er grinst. Ich nicke. Zur rechten Zeit am rechten Ort mit den richtigen Menschen. Steilvorlage für meine nächste Frage. „Gene, du hast uns vorhin von deinem neuesten Filmprojekt erzählt (er besitzt u.a. eine Filmproduktionsfirma). Wie müsste ein Skript aussehen und aufgebaut sein, damit du es liest?“ Während ich das frage, lege ich ihm mein Drehbuch direkt vor die Nase. Ich bin noch nicht wirklich mit meiner Frage fertig, sagt Gene: „Ich lese es.“ Ich schaue etwas überrascht. „Was?“ Gene wiederholt: „Ich lese es.“ Äh. Ok. Ich habe ja mit vielem gerechnet, nur nicht damit. Das war einfacher, als gedacht.

Manchmal kommt es besser als du denkst

Habe ich wirklich nicht damit gerechnet? Wenn meine Einschätzung der Lage so stimmen würde, hätte ich doch sicher keine Kopie des Drehbuchs dabeigehabt. Versteh mich richtig – ich habe ihm mein Drehbuch vorgelegt, damit er mir vorne etwas aus Sicht seines Zukünftigen Selbst hineinschreibt. Was würde Gene schreiben, wenn der Film bereits zwei Oscars gewonnen und ein weltweiter Hit gewesen ist? Das war mein eigentlicher Wunsch. Und wie gesagt, trotzdem habe ich ein weiteres Drehbuch dabei, da ich zuhause den Impuls hatte, es einzupacken.

Was habe ich von Gene Simmons gelernt?

Was möchte ich dir mit diesen Zeilen sagen? In diesem Erfahrungstext sind so viele goldene Nuggets, dass es noch einmal so lange brauchen würde, diese alle herauszustellen. Merke dir daher die wichtigsten Punkte:

– Folge deinem Bauchgefühl (und pack das extra Drehbuch ein)

– Habe den Mut, für deinen Traum den nötigen Weg zu gehen (auch wenn es heißt, für eine Zeile 13 Minuten zu benötigen)

– Bleibe weiter auf deinem Weg (auch wenn du aus deiner Sicht einen Misserfolg nach dem anderen hast)

– Finde den für dich richtigen Mentor (der dir hilft, dein Ziel zu erreichen)

– Habe weiterhin den Mut, diesen Mentor auch um Hilfe oder Rat zu bitten (frage nach, ob er dir Türen öffnen kannn)

Und zu guter Letzt – komme nicht als Bittsteller, sondern als Bieter in den Ring (biete deinem Gegenüber an, mit dir zu arbeiten, anstatt um etwas zu betteln).

Es gäbe noch so viele Geschichten aus New York zu erzählen. Jedoch spare ich mir die für ein anderes Mal. Wenn du dir jeden Tag sagst, dass heute etwas passiert, was deine kühnsten Träume sprengt, dann verspreche ich dir eines: Es kommt immer besser, als du denkst. Und das, mein Freund, ist erst der Anfang. Es ist erst der Anfang. Ein Tag mit Gene Simmons von KISS in NY. Unglaublich.

In diesem Sinne folge deinen Zielen und Träumen und erwarte Großes.