„Papa, ich kann nicht schlafen. Kookoo ist weg.“ Mein Blick hebt sich von meinem Zoom Call und schaut in die traurigen Augen meines Mittleren. „Kookoo kann nicht weg sein. Schau doch mal unter deinem Bett oder im Bad.“ Fünf Minuten später steht er wieder da. Kein Erfolg. Kookoo, der kleine graue Koala aus einer McDonalds Junior Tüte ist weg. Wir hatten dieses Drama schon einmal und Philips Mutter hat dann irgendwo auf Ebay einen Südafrikanischen Kookoo bestellt. Ich atme schwer. „Geht das schon wieder los.“

Zum Glück machen die Amis auf Zoom gerade Mittagspause (bei mir ist es 22:15). So mache ich mich selbst auf die Finde (nein, nicht auf die Suche. Ich möchte finden, nicht suchen). „Kookoo ist weg“, höre ich aus dem oberen Stock. „Ja, ja. Hab davon gehört“ denke ich mir. Mein Ärger steigt. „Können die Kinder nicht auf ihre Sachen aufpassen? Vorhin habe ich ihn noch auf die Treppe gelegt.“ Dann kommt ein unschöner Gedanke. „Kann es sein, dass sich Kookoo mit den zig Jacken und Schuhen auf den Weg zu einer neuen Heimat gemacht hat? Das Philips Bruder Kookoo dort versteckt hat und nicht wusste, dass die schwarzen Säcke wenige Stunden später nicht mehr bei uns im Hausflur stehen werden?“

Nach langem hin und her beschwichtige ich Philip, dass er heute mal ohne Kookoo schlafen soll und setzte meine Finde alleine fort. Bisher leider ohne Erfolg.

Ich wandere von Raum zu Raum und bekomme immer mehr einen Hals. Shit in = Shit out. Mit der Energie werde ich ihn auf jeden Fall nicht finden. Um meine genervte Energie zu drehen, setze ich mich auf einen Stuhl und schliesse die Augen. Atmen. Einfach nur atmen. Und in diesem Moment ankommen. Denn der Unterschied von diesem Moment zu meinem gestern oder morgen ist, dass sich dieser Moment nicht darum kümmert, ob Kookoo da ist oder nicht. Oder ob ich gegessen habe oder nicht. Oder ob ich diese Woche drei oder dreissig Aufträge gemacht habe. Oder ob ich glücklich oder unglücklich bin. Für diesen Moment bin ich gut so wie ich bin. Egal, was mein Ego mir gerne einreden mag. Ich muss nichts tun, ich muss nichts sein. Ich bin ich und zwar so wie ich bin. Und das reicht.

Wenn deine Zündschnur mal wieder rasend schnell abbrennt und du zu explodieren drohst, setzt dich hin und sei einfach nur in diesem Moment. Lass die Gedanken kommen und gehen. Nichts festhalten. Nichts sein. Nichts tun. Einfach nur der Stille lauschen. Und in dieser einen Sekunde wirst du erkennen –  es ist alles gut. 

In diesem Sinne bin ich nun relaxter als zuvor und weiss, dass Kookoo nachher wieder auftauchen wird. Er ist ja bereits da – nur sehe ich ihn noch nicht. Think Positive.
Falls du zufällig beim Roten Kreuz in Künzelsau-Gaisbach arbeiten solltest … schau doch mal bitte in den vier schwarzen Säcken im linken der beiden Altkleider Container nach. Sicher ist sicher. Für sachdienliche Hinweise zum Aufenthaltsort von Kookoo Koala geb ich ne Runde stilles Wasser aus.